Dass die Kinder aus Mengen schwimmen lernen, ist eins der wichtigsten Ziele der Geschwister-Reck-Stiftung. Die Unterstützung des Schwimmunterrichts an der Ablachhalle lässt sie sich jährlich rund 10.000 Euro kosten. Mit Erfolg: Die meisten Schülerinnen und Schüler haben beim Schulwechsel den Ablachtal-Schwimmpass in der Tasche. Zehn Jahre nach der Gründung hat die Stiftungsarbeit so richtig an Fahrt aufgenommen. „Im Jubiläumsjahr wollen wir viele tolle Projekte und Gruppen finanziell unterstützen und noch mehr in die Öffentlichkeit treten“, sagt Alfred Grimm, der Vorsitzende der Stiftung stellvertretend für das ganze Team.
Die Gründer der Stiftung
Weil sie selbst unverheiratet waren und keine Kinder hatten und ihr familiäres und befreundetes Umfeld finanziell gut versorgt wussten, haben sich Gisela und Berthold Reck schon vor ihrem Tod entschieden, eine Stiftung zu gründen. In die floss das Vermögen ein, das vor allem durch das elterliche Unternehmen, die Ludwig Reck Möbelfabrik GmbH & Co. KG, erwirtschaftet worden war. Die Geschwister hatten dort die Geschäftsleitung inne. „Sie waren ihrer Heimatstadt Mengen und den Menschen hier sehr verbunden und wollten ihr Geld hier gut verwendet wissen“, so Grimm.
Vorstand und Stiftungsrat
Bruder und Schwester brachten ihnen wichtige Bezugspersonen mit solchen zusammen, die sie für die Stiftung als wertvoll einschätzten. Neben dem Stiftungsvorsitzenden Alfred Grimm sind das der Steuerberater Berno Zimmerer (stellvertretender Vorsitzender), der Architekt Norbert Schröter als Vorsitzender des Stiftungsrats sowie Stiftungsrätin Elke Haile. Seit diesem Jahr ist außerdem Tatjana Zimmerer als Stiftungsrätin mit im Boot. Sie hat als Ehefrau von Berno Zimmerer die Arbeit der Stiftung stets begleitet und kann wichtige Impulse aus dem Umfeld der Schulen einbringen. „Wir wurden mit Bedacht ausgewählt und arbeiten wirklich gut und vertrauensvoll zusammen“, sagt Norbert Schröter. Die erste Frage, die sich die Gruppe bei jeder möglichen Förderung stellen, sei „Wie würden die Geschwister Reck das finden?“
Der Stiftungszweck
Meist seien sie sich dabei schnell einig, weil der Zweck der Stiftung klar definiert sei: Bildungs- und Sportangebote – insbesondere das Schwimmen – für Kinder und Jugendliche in Mengen zu verbessern, Kunst und Kultur sowie Jugendhilfe und Religion zu fördern und die katholische Kirchengemeinde zu unterstützen. „Sie haben aber auch immer deutlich gesagt, dass sie keine staatlichen Aufgaben übernehmen wollen“, so Elke Haile.
Bisherige und laufende Projekte
Neben der Förderung des Schwimmunterrichts an der Ablachschule, die in Kooperation mit dem TV Mengen und einem extra zu diesem Zweck gegründeten Förderverein funktioniert, der die Übungsleiter versichert und bezahlt, hat die Geschwister-Reck-Stiftung in den vergangenen neun Jahren viele Projekte und Anschaffungen gefördert. Dazu gehörten Spenden zur Finanzierung der Bewegungslandschaft der Ablachschule und des Fitnessparcours für Jung und Alt am Stadtgraben, der Druck eines Malbuchs, das die Mengener Fasnetsfiguren vorstellt und die Anschaffung von Sportausstattung für Vereine. 10.000 Euro gab die Stiftung für die Sanierung des Kirchturms der Martinskirche und die Anschaffung einer dritten Glocke. Das Palliativnetz des Landkreises Sigmaringen konnte dank einer Spende ein portables Ultraschallgerät anschaffen, das die Arbeit der Ärzte unglaublich erleichtert und den schwerkranken Patienten beschwerliche Fahrten ins Krankenhaus ersparen kann. „Berthold Reck ist vor seinem Tod selbst schwer krank gewesen und hätte von einem solchen Gerät profitiert. Klar, dass die Stiftung da helfen wollte“, sagt Alfred Grimm. Insgesamt habe die Stiftung in neun Jahren rund 78.000 Euro an Fördergeldern vergeben.
Aktionen im Jubiläumsjahr
Das zehnte Stiftungsjahr haben die Verantwortlichen als „Jubiläumsjahr“ ausgerufen. Rund 50.000 Euro, vielleicht sogar ein paar Tausend Euro mehr, sollen in ganz verschiedene Bereiche des städtischen Lebens fließen. „Jeden Monat wird die Stiftung etwas Gutes tun und so hoffentlich auch mehr ins Bewusstsein der Menschen treten“, sagt Alfred Grimm. Welche Projekte das sein sollen, wird noch nicht verraten. „Aber wir freuen uns schon total auf die Termine, weil es nichts Schöneres gibt, als Menschen Wünsche zu erfüllen. Und dank des Stiftungsauftrags dürfen wir genau das tun.“
Wie das Geld angelegt wird
Das Vermögen der Stiftung selbst, darf für Förderungen nicht angetastet werden. Lediglich die Erträge der Geldanlagen oder durch Vermietung von Immobilien erwirtschaftete Beiträge können – nein müssen sogar – ausgegeben werden. „Das geschieht normalerweise immer im selben Jahr“, erklärt Berno Zimmerer. Durch die Corona-Pandemie und dadurch, dass manche Projekte wie die Schwimmförderung einen mehrjährigen Vorlauf gebraucht haben, hat das Finanzamt der Stiftung erlaubt, gewisse Rücklagen zu tätigen. Deshalb ist es auch möglich, im Jubiläumsjahr eine größere Summe auszugeben. Die Geldanlagen selbst seien recht konservativ. „Wir haben ja eine große Verantwortung und werden von Regierungspräsidium und Finanzamt dahingehend kontrolliert, dass wir nicht zu leichtfertig mit dem Vermögen umgehen.“
Die nächste Generation
Für die Stiftung gibt es eine so genannte Ewigkeitsklausel. Sie darf nicht aufgelöst werden, sondern soll „für immer“ in Mengen Gutes bewirken. „Deshalb müssen wir uns auch mit dem Thema befassen, wer die Stiftungsarbeit in 20 oder 50 Jahren ausübt“, sagt Alfred Grimm. Stiftungsräte und Vorstandsmitglieder hätten deshalb mit ihren eigenen Kindern darüber gesprochen, um ihr Interesse an der Stiftung und an Mitarbeit zu erfahren. „Ich war freudig überrascht, dass mein 24-jähriger Sohn super findet, was wir machen“, erzählt Norbert Schröter. Auch die Töchter von Elke Haile können sich vorstellen, die Stiftungsarbeit näher kennenzulernen oder eigene Projekte zu betreuen. Karolin Haile hat bereits die Homepage der Stiftung erstellt. Der 15-jährige Benno Grimm ist beim Pressegespräch mit dabei und möchte der Stiftung die Welt der sozialen Medien näher bringen – und einen Instagram-Account einrichten.
Wie man Hilfe bekommen kann
Zuschussanträge nehmen Stiftungsvorstand und Stiftungsrat gerne entgegen. „Wir beraten dann in einer gemeinsamen Sitzung, ob die Anfrage zum Stiftungszweck passt und eine Förderung infrage kommt“, so Norbert Schröter.
Selbst Unterstützer werden
Wer sich in einer ähnlichen Lebenssituation wie die Geschwister Reck befindet oder sich generell mit der Idee beschäftigt, sein Vermögen posthum Gutes bewirken zu lassen, kann Stiftung als Erbe, Teilerbe oder Vermächtnisnehmer einsetzen. „Als Zustiftung vermehrt dieses Erbe das Stiftungsvermögen und erhöht die jährlichen Summen, mit denen Projekte unterstützt werden können“, sagt Berno Zimmerer. Erbschaftssteuern müssten in diesen Fällen nicht gezahlt werden. „Wir beraten Interessierte in ihren persönlichen Lagen gern.“